Visionen zur Zukunft des Geldes und der Wirtschaft – Teil 6

Das Ende der Arbeitsgesellschaft

Die Spiele der „alten Wirtschaft" im letzten Jahrtausend hießen „Expansion um jeden Preis" und „Nimm soviel du kannst". Maßstab der Großkonzerne war fast immer ausschließlich der Gewinn, den das Unternehmen einbrachte. Personal wurde bei Bedarf entlassen. Bei der Beschaffung von Rohstoffen wurden (und werden!) die Gesetzmäßigkeiten der Biosphäre verletzt, und der Erde wurde im vergangenen Jahrhundert der industriellen Ausdehnung großer Schaden zugefügt, indem Ressourcen aus ihr herausgeholt wurden, die sie längst nicht mehr in der Lage ist zu geben.

Einst tat der Mensch das, was er am besten konnte und was regional nutzbar war. Den Überschuss dessen,  was  er  selber produziert hatte, tauschte er für etwas ein, was nicht auf seinem Acker wuchs, was er aber benötigte. Man arbeitete in der Gemeinschaft, in der man zusammen etwas erwirtschaftete, was dem Lebensunterhalt diente. Der Mensch von damals arbeitete vielleicht viel, aber nur so viel, wie er zum Leben brauchte. Seine Familie war dabei der Mittelpunkt des Lebens. Dadurch, dass der Erde nur das Nötigste abgerungen wurde, konnte auf ihr das nachwachsen, was von ihr genommen wurde. Diese Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit in der Art zu Arbeiten ist in der sich zur Leistungsgesellschaft gewandelten Gesellschaft einer Pflicht gewichen.

Seit der Apostel Paulus sein „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ verkündete, ist die tägliche Mühe der Arbeit zur Pflicht geworden. Auch der Benediktinerorden lebte nach dem Prinzip „ora et labora“ – Beten und Arbeiten. Doch trotz der allerchristlichsten Beschwörungen war Erwerbsarbeit bis zur Industrialisierung keineswegs der Mittelpunkt des menschlichen Lebens. Dass sich die herrschende Klasse dem Müßiggang ergab, verstand sich von selbst, aber auch die Bevölkerung schuftete, allen Legenden zum Trotz, nicht wie verrückt, beschreibt es Wolf Lotter in seinem Artikel „Der Lohn der Angst“. Im Mittelalter gab es wenigstens 50 strikt arbeitsfreie Tage im Jahr. Anstrengenden Arbeitsphasen, etwa in der Erntezeit, folgten längere Abschnitte, in denen nur wenig gearbeitet wurde. 

Mit Beginn der aufkommenden Technologien und dem Industriezeitalter veränderte sich die Haltung des Menschen zu seiner Arbeit. Da Maschinen die Arbeit von Menschenhand ersetzten, es aber Menschen brauchte, die diese Maschinen bedienten, entstand die Fabrikarbeit. Zwischen 1830 und 1860 betrug die durchschnittliche Arbeitszeit plötzlich 14 bis 16 Stunden am Tag, mit 85 Stunden pro Woche. Eine gesetzliche Beschränkung der Arbeitszeit auf maximal 48 Wochenstunden gab es erst in der Weimarer Republik. Unternehmer entdeckten inzwischen, wieviel Gewinn sie mit Massenproduktionen erwirtschaften konnten. Irgendwann wurde aus dieser Haltung eine immer größere Gier nach noch mehr Profit und Wachstum. Die Arbeitszeiten wurden ab den 60er-Jahren schließlich durch Tarifverträge mit einer 40-Stunden-Woche festgeschrieben.

Arbeiten ist nicht mehr Arbeiten

Inzwischen ist aus der Produktionsgesellschaft von einst eine Gesellschaft geworden, die mehr Dienstleistungen und Informationen „herstellt“, und immer weniger Güter. Und auch, was wir für Arbeit halten, hat sich verändert. In vielen Köpfen ist jedoch immer noch der Mythos, dass Arbeiten gleich Schaffen, Schuften und Rackern ist. Je fleißiger eine Nation oder ein Mensch, so glauben wir, desto erfolgreicher ist sie/er. Die Zweiklassengesellschaft ist während dieser Entwicklung immer größer geworden, bis der Mensch beinahe nur noch nach der Höhe seines Einkommens beurteilt wurde. Je mehr Einkommen, desto mehr Ansehen und mehr Freiheit. Neue Technologien wie z. B. das Fernsehen ließen den Menschen gleichzeitig in eine bequeme Konsumhaltung hineinrutschen, die immer mehr den Takt dafür angab, was man an Geld benötigt, um sich das leisten zu können, was man meinte zu brauchen. Die Abhängigkeiten wurden größer, und damit auch der Zwang, für Geld zu arbeiten anstatt das zu tun, was einem Freude macht.

Ursprünglich soll einem Menschen seine Arbeit Freude machen, ob die Freude nun daraus besteht, dass er sich freut, seine geliebte Familie davon zu ernähren oder ihm seine Arbeit Freude macht, weil sie von Herzen kommt oder er einen Auftrag in ihr sieht, dem er vorgeburtlich zugesagt hat, nachzukommen. Jeder Mensch kommt mit einer Begabung auf die Welt, die, wenn er die Chance bekäme, sie auszubauen, ihm immer dazu dienen würde,  damit seinen  Lebensunterhalt  zuverdienen. Jeder Mensch kann etwas Spezielles. Doch der Mensch hat vergessen, dies zu fördern. Er hat vergessen, wie wichtig es ist, das eigene Potential zum Erblühen zu bringen. Da es in der Erziehung anfängt, und es irgendwann „normal“ war, Kinder dazu zu zwingen, einen „ordentlichen Beruf“ zu erlernen, um abgesichert zu sein, wurde es für den Menschen von heute normal, zu vergessen, dass es eigentlich sein Geburtsrecht ist, sich zu entfalten. Der Mensch von heute hat vergessen, was es heißt, etwas zu tun, was ihm von Herzen Freude macht. So ist das Hobby entstanden. Anstatt im Beruf etwas zu tun, was mit den eigenen Fähigkeiten übereinstimmt, wurde diese Begabung auf den Feierabend verlegt. Die eigentliche Produktivität, die ja nur in einer Tätigkeit entstehen kann, die man gerne tut,  wurde also zunehmend auf einige wenige Stunden verlegt, bei denen Kreativität und Freude – aber natürlich ohne Bezahlung – ausgelebt werden konnten. Die Bezahlung erfolgt gegen den Preis der Unzufriedenheit im Job, den man mit innerlichem Murren macht. Irgendwann schaltet jeder Mensch innerlich ab, der acht Stunden täglich mit etwas zubringen muss, was er eigentlich gar nicht will.

Die große Unzufriedenheit

Das Ergebnis dieser langen Entwicklung: Der Mensch zwingt sich die meiste Zeit seines Tages zu etwas, was er nicht will, tut aber so, als ob es ihm Spaß macht, um seinen Vorgesetzten zu zeigen, dass er motiviert ist, weil er Angst hat, seinen Job zu verlieren – und dadurch seine Familie. Der überwiegende Teil des Tages besteht also aus Unzufriedenheit, Verleugnung, Fremdbestimmung und Angst. Ein Gutachten aus dem Jahr 2002 hat festgestellt, dass in Deutschland  85% aller Berufstätigen in Unfrieden mit ihrem beruflichen Tun sind. Nebenbei errechnet sich daraus ein Schaden, der dem Bruttosozialprodukt durch Fehlzeiten und schlechter Produktion entsteht, auf 220 Milliarden Euro. Dieser Betrag erreicht fast die Höhe des deutschen Staatshaushaltsetats für 2003 in Höhe von ca. 243 Milliarden Euro.

Viele Menschen haben sich von der Konsumhaltung, die im letzten Jahrhundert in Mode gekommen ist, so einlullen lassen, dass sie nicht nur abhängig vom Geld geworden sind, um ihren Freizeitspaß bezahlen zu können, sondern dass sie auch noch nicht mal mehr in der Lage sind, ein „Hobby“ zu finden, weil sie sich viel zu sehr an den Prämissen orientieren, die ihnen die Gesellschaft an Idealbildern und Erwartungen auferlegt. Die daraus entstandene Fremdbestimmung bringt den Menschen von heute noch stärker weg von seinem in ihm schlummernden unentdeckten Potential. Kein Wunder also, dass daraus Menschen entstehen, die sich nicht finden, die nicht wissen, wer sie eigentlich sind und die nicht wissen, was ihnen ihr Herz sagen will. Und umso mehr sie sich am Außen orientieren, sich von sich selbst entfernen und nicht der Stimme ihres Herzens folgen, umso größer wird die Gefahr, dass sie sich noch mehr fremdsteuern lassen, Berufe ergreifen, die ihnen nicht liegen und Dinge tun, die sie nicht wollen. Dass dann eine große Unzufriedenheit – nicht nur im Beruf, sondern im Leben überhaupt – auftritt, ist verständlich.

Bei so viel Unzufriedenheit wundert es natürlich nicht, dass die Wirtschaft einbricht und die Zahl der Arbeitslosen ständig steigt. Das System, in dem wir leben, hat sich ja längst überholt. Es geht ja schon lange nicht mehr um Produktivität um des Profits und des Wachstums wegen. Immer mehr Menschen wachen auf und spüren, dass sie sich von den Fesseln befreien wollen, in denen sie leben und in die sie hineinerzogen wurden. Der erwachte Mensch sehnt sich wieder nach dem, was er ursprünglich einmal hatte: Freude und Erfüllung bei einer Tätigkeit, die er wirklich gerne macht.

Die falsche Berufswahl vergrößert die Unzufriedenheit, und diese Unzufriedenheit wird jetzt bei immer mehr Menschen immer stärker. Denn wir befinden uns in einer Zeit unvorstellbarer Transformation, in der es für keinen Menschen mehr möglich ist, langfristig in einer beruflichen Position zu bleiben, wenn diese nicht seiner Bestimmung oder seiner Begabung entspricht. Sollten die Menschen aus wirtschaftlicher Sicherheit heraus in diesen ihnen fremden Positionen bleiben wollen, so wird das Leben sicherlich Wege finden, die letztendliche Umorientierung doch noch herbeizuführen. Geschieht dies bei einem eher unbewussten Menschen, der plötzlich seine Arbeit verliert, so empfindet dieser das ersteinmal als Bedrohung, seine Sicherheit zu verlieren. Keiner ist in dieser Transformation NICHT betroffen. Die einen verlieren ihren Job, damit sie sich endlich umorientieren, die anderen geben ihren Job auf, weil sie diese Umorientierung bewusst wählen. Beide landen zunächst in der Arbeitslosigkeit.

Arbeitslosigkeit

Tatsächlich ist die hohe Arbeitslosigkeit auch Ausdruck für die Entwicklung des Menschen zu einem freien, selbstbewussten Individuum, das nicht mehr bereit ist, etwas zu tun, was nicht in seiner Begabung liegt.

Außerdem hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts durch die Überzeugung, dass es „wertvolle“ Arbeit und „unterpriviligierte“ Arbeiten gibt, ein Überangebot an gebildeten Menschen ergeben, die sich animiert fühlten zu studieren, und die den Anspruch hegten, eine „wertvolle“ Position belegen zu wollen. Dadurch wurden wiederum Arbeitsplätze geschaffen, die die organisatorischen Abläufe künstlich verkomplizierten. Die Arbeitsstrukturen wurden aufgeblasen, und das nur zu dem Zweck, Arbeitsplätze zu schaffen, die das Prädikat „wertvoll“ erhalten. Da es mittlerweile zur Verschlankung und Entbürokratisierung in unserer Gesellschaft gekommen ist, entfallen jetzt viele dieser – im Grunde unnötigen – Arbeitsplätze und die Arbeitslosenrate steigt noch mehr an. Diese Verschlankung macht Sinn, denn wo die Grenzen des Wachstums erreicht sind, bleibt nicht mehr viel, als den Berg, den man hinaufgestiegen ist, wieder herabzusteigen. Wachstum ist das Stichwort, denn unsere Gesellschaft hat den Arbeitsbegriff so weit ausgedehnt, dass alles Streben nur noch in eine Richtung ging: Noch mehr Produktivität, noch mehr Leistung und noch mehr Profit. Doch wo die natürliche Grenze erreicht ist, kippt ein System und entledigt sich von ganz alleine vom unnötigen Streben nach noch mehr Produktivität.

Der Arbeitsbegriff und die Arbeitsgesellschaft befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Im Editorial ihres Magazins „Brandeins“ schrieb Chefreadakteurin Gabriele Fischer kürzlich, dass man die Phase, in der wir heute leben, mit der Überschrift „Die Befreiung von Arbeit“ titulieren kann. Ja, vielleicht stehe es sogar eines Tages so in den Geschichtsbüchern! Dann würden Historiker sich erzählen, wie sich die Menschen langsam von einem jahrhundertealten Dogma befreit haben, demzufolge nur essen darf, wer arbeitet. Die Zeit davor, in unseren Köpfen als Industriezeitalter mit Wirtschaftswunder und immer wiederkehrenden Phasen der Rezession gespeichert, gälte als Epoche der Vorbereitung auf die Erfüllung eines Menschheitstraums. Und Historiker mit Sinn für Feinheiten berichten, wie schwer es den Menschen gefallen sei, sich aus den Fesseln einer Arbeitsethik zu befreien, die ihnen den Weg zur wichtigsten Produktivkraft von allen verstellt habe: zu sich selbst. Und die Leser dieser Geschichtsbücher staunen: Kann es wirklich sein, dass Menschen den Fortschritt, den sie heute genießen, nicht wollten?

Dass uns die Arbeit ausgeht, ist offensichtlich. Schon Jeremy Rifkin zeigte auf, dass wir eines Tages an einem Punkt wären, an dem die gestiegene Produktivität zum Arbeitsplatzverlust und zur Abnahme der Kaufkraft führen würde. 75 % der Arbeiter würden heute nicht mehr gebraucht, sagte Götz Werner der DM-Drogeriemarktkette in einem Interview. Der Grund: Unsere Fähigkeit, Dinge zu produzieren, übersteigt den Bedarf. Die Automatisierung erzielt mit immer weniger Arbeitskraft eine immer größere Produktivität. Dass das Wachstum, das daraus entstanden ist, nicht unendlich ist und alle Menschen mit der so genannten Erwerbsarbeit versorgt, ist verständlich.

Die große „Arbeitslüge“ nennt Wolf Lotter die Erwerbsarbeit und beschreibt die Maßnahmen, denen Menschen in der Verpflichtung zur Erwerbsarbeit ausgesetzt werden – Ein-Euro-Jobs und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die „Phrase“ von der „Rückkehr zur Vollbeschäftigung“ klingt wie eine Farce, angesichts dessen, dass 11 % aller Deutschen zwanghaft in Arbeit gedrängt werden, nur um sie von der Straße zu kriegen. Zu keinem Zeitpunkt des Industriekapitalismus gab es so etwas Ähnliches wie Vollbeschäftigung für mehr als einige kurze, außergewöhnliche Jahre. Einzig die Zeit des „Wirtschaftswunders“ war so eine Phase, und diese stützte sich einzig auf den nötigen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der wahrlich genug Arbeit bot. Doch nie gab es Vollbeschäftigung in normalen Zeiten, schreibt Wolf Lotter weiter. Bereits 1966 stagnierte das Bruttoinlandsprodukt, das seit dem Ende des Krieges sprunghaft angestiegen war. Und die Arbeitslosigkeit, die seit 1949 als besiegt galt, stieg auf 0,7 Prozent.
Wachstum hat eben seine Grenzen.

Seither herrscht eine Allparteien-Einigkeit, über die Wirklichkeit hartnäckig hinwegzusehen. „Ein Schweigegelübde unseres Establishments“ nannte es der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Lotz. Seine These von der Zwei-Drittel-Gesellschaft besagte, dass immer weniger Menschen gebraucht würden, um die sagenhaften Produktivitätsgewinne der modernen Ökonomie zu erwirtschaften. „Der Rest kann das Spiel nicht mitspielen oder will es nicht. Die leben von Vermögen, Erbschaften, Sozialhilfe, Schwarzarbeit, Omas Rente – und bringen sich irgendwie über die Runden.“ Heute ist das tatsächlich so: Gut 15 Millionen Menschen leben in Deutschland so, wie Glotz es beschrieben hat. Ein Drittel davon ist als Arbeitslose registriert, der Rest lebt vom Ersparten oder schlägt sich mit Gelegenheits- oder Schwarzarbeit durch, die ein knappes Fünftel des Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Das Gerede von Vollbeschäftigung sei, so Glotz, „sinnloses Geschwätz“.

Im Gegenteil: Das Ende der Vollbeschäftigung ist erreicht, denn Vollbeschäftigung passt nicht zum Ziel jeder Produktivitätssteigerung, mehr Ergebnis mit weniger Aufwand zu erzeugen. Automation ist die Folge intensiven Nachdenkens. Je ausgeklügelter ein automatisiertes Konzept ist, desto weniger Ausführung auf praktischer oder handwerklicher Ebene bedarf es, so Wolf Lotter.

Doch was ist die Konsequenz daraus? Und was muss geändert werden? Zunächst muss der alte Arbeitsbegriff aus den Köpfen der Menschen verschwinden. Die neuen Automatisierungsbranchen zeigen, dass Arbeit, so wie es der alte Arbeitsbegriff zeigt, überflüssig geworden ist. Doch das Bild des Menschen, der wie verrückt schuftet, ist noch da und hält damit immer noch die Wertvorstellungen der alten Arbeitsgesellschaft hoch. Während also, der natürlichen Entwicklung entsprechend, die alte Plackerei durch Technik, Fortschritt und Wissensarbeit beendet wird, haben all jene, die sich nicht mehr plagen müssen, ständig ein schlechtes Gewissen, weil sie noch immer die Erwerbsarbeit als ihre Pflicht begreifen. Von diesem schlechten Gewissen wegzukommen, wird dem Menschen jedoch nicht leicht gemacht, denn die Konsequenz, dass mit Arbeit künftig kein Staat mehr zu machen ist, wird vom Establishment weiterhin geleugnet. Und zwar aus nichts Geringerem als aus Machtgründen. An der Arbeit hängt auch die Macht der Parteien. Auch ein Kanzler, der Arbeit schafft, gilt als mächtig, während der, der das nicht schafft, nutzlos erscheint. Arbeit ist ein „Herrschaftsinstrument“. Den Machthabern geht es nicht um Arbeit, sondern um sich selbst, um die Möglichkeit, den Reichtum der Bürger so zu verteilen, wie es ihnen passt. Nur deshalb sind die Mächtigen um die Arbeit besorgt. Wenn sie ausgeht, verlieren auch die Herren der Arbeitsgesellschaft das Fundament ihrer Macht.

Arbeitslosigkeit ist Erfolg

Schlimm ist die aktuelle Lage der hohen Arbeitslosigkeit nur, weil wir sie immer nur von einer Seite betrachten: Als Mangelzustand. Ohne Erwerbsarbeit ist der Mensch kein Mensch, dabei ist das Fiasko der Arbeitsgesellschaft nichts weiter als der Erfolg des Kapitalismus, schreibt Lotter. Die Eigenschaft des Kapitalismus, mit immer weniger Leistung immer bessere Ergebnisse zu erzielen, schafft Arbeitslosigkeit. Doch schlecht erscheint das nur, weil wir darin nicht unsere wirklichen Erfolge sehen. Tatsächlich ist die Automatisierung ein Segen, kein Fluch. Sie ist höchst erfolgreich, wenngleich die Auswirkungen im alten Sozialsystem nicht mehr ankommen können. Denn die Quelle des alten Sozialstaates war Arbeit, die man in Geld tauschte. Heute wird Arbeit durch technologischen Fortschritt immer überflüssiger.

Eine Berechnung hat ergeben: Würde man das technisch machbare Automatisierungspotenzial in Deutschland voll ausschöpfen, wäre eine Arbeitslosenrate von 38 % normal.

Diejenigen, die am Vollerwerbsmodell festhalten, rechnen mit Wundern, so Lotter. Sie arbeiten symptomatisch, indem sie eine Umverteilung der Arbeit versuchen, die das Schlimmste verhindern soll. Wenn Arbeit aber vor allem geistige Tätigkeit ist, also Wissensarbeit – und in diese Tendenz geht es im Informationszeitalter – wie sollte Umverteilung dann funktionieren? Etwa durch Gehirntransplantation? fragt Lotter.

Das Grundeinkommen

Bereits vor einem guten Jahrhundert war diese Entwicklung schon absehbar und eine Lösungsidee auf dem Tisch. Im Jahr 1912 erschien ein Buch des österreichischen Ingenieurs und Schriftstellers Joseph Popper-Lynkeus, der mit seiner Idee der „Allgemeinen Nährpflicht“ für Aufsehen sorgte. Diese Theorie besagt, dass Teile der durch Automatisierung erzielten Produktivitätsgewinne – die derzeit noch zu den Reichen und Mächtigen fließen oder in Schwarzarbeit untergehen und als Sozial- und Arbeitslosenhilfe ausbezahlt werden – zu einer Grundsicherung aller Staatsbürger führen müssten. Die Idee eines an keine Bedingungen geknüpften Grundeinkommens, das mit minimalem bürokratischem Aufwand verteilt und zur Vermeidung der elementarsten Existenzsorgen dienen sollte, faszinierte auch Albert Einstein, der im „Recht auf Arbeit“ nichts anderes erkennen konnte als das „Recht auf Zuchthaus“. Und tatsächlich ist der heutige Arbeitsbegriff ein Gefängnis für viele Menschen, das diejenigen, die im Geflecht der Erwerbsarbeit stecken, künstlich von ihren wahren Begabungen abhält.

Ökonomen und Sozialwissenschaftler plädieren seit Jahrzehnten dafür, die vorhersehbaren Folgen der ausklingenden Arbeitsgesellschaft durch ein Grundeinkommen für alle Bürger abzufedern. Der Unterschied zur Sozialhilfe ist einfach: Es wird ohne Prüfung bedingungslos jedem Bürger zuerkannt und dient der Sicherung der Existenz. Es wird bezahlt wie ein Gehalt und ersetzt die öffentlichen „Almosen“, die „den Sozialstaat heute so heillos überfrachten“, wie Lotter es nennt. Der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman propagierte das Grundgehalt schon im Jahre 1962. Der französische Philosoph André Gorz war ebenfalls ein bekannter Verfechter des Grundeinkommens. Ebenso wie Jean-Paul Sartre, der Soziologe Lord Ralf Dahrendorf und Jeremy Rifkin. Der Frankfurter Sozialwissenschaftler Sascha Liebermann, einer der Initiatoren der Plattform „Freiheit statt Vollbeschäftigung“, sieht in der Arbeitslosigkeit das Resultat eines riesigen Erfolges – des gelungenen Projekts, mit immer weniger Arbeit immer mehr zu produzieren. Man stelle sich das so vor: Immer mehr Menschen werden in ihre Freiheit entlassen, weil die Gesamtheit sich soweit entwickelt hat, dass die Arbeit sich sozusagen von selbst erledigt. Warum nur gelingt es so vielen Menschen nicht, die gewonnene Freizeit als ein Geschenk zu betrachten statt als Mangel an Produktivität? Ein guter Freund von mir, der seit anderthalb Jahren arbeitslos ist, leidet immer noch darunter, nicht zu arbeiten und spricht davon, er sei „leider noch nicht in der Lage, wieder zu produzieren“. Genau da liegt der Punkt: In den Köpfen der Menschen ist die Produktivität als Arbeitsfunktion immer noch vorhanden.

Die Frage lautet also nicht: Wie schaffe ich es, das alte System weiterhin zu finanzieren? Die Frage muss lauten: Wie kriegen wir ein System hin, bei dem die ungeheuren Möglichkeiten der Automatisierung ihren Nutzen entfalten können? Radikal gedacht könnte man es auch so ausdrücken: Wie schaffen wir es, die Arbeitslosenzahl auf 38 % zu bringen? Denn diese 38 Prozent bergen ein Entfaltungspotenzial für die Arbeit, die die Automation übernimmt und die für mehr Zeit sorgt, in der der Mensch sich anderen, wesentlicheren Dingen widmen kann.

Statt also Milliarden an Steuergeldern und praktisch alle Energie auf die sinnlose Debatte um den Erhalt der Vollbeschäftigungsgesellschaft zu lenken, wäre es dringlicher, die Grundlagen einer sozialen Grundsicherung für alle auszuarbeiten. „Das ist die wichtigste Arbeit, die wir in der Transformation zu leisten haben“ sagt Liebermann.

Wie sieht die Zukunft der Arbeit nun aus? Die Einführung des Grundeinkommens (auch bereits im Detail in der „Lichtsprache“ Nr. 37, Jan. 2006 behandelt) ist der nächste Schritt. Diesen werden die Regierenden jedoch erst gehen, wenn der Druck zu groß geworden ist und ihnen keine andere Lösung mehr einfällt. Doch kommen wird sie - die Grundsicherung für alle. Durch das Grundeinkommen werden sich schließlich die Arbeitsbedingungen verändern, weil die Menschen sich nun freiwillig dafür entscheiden können, ob sie dazuverdienen möchten oder nicht. Arbeitgeber sind dadurch gezwungen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, weil ihre Mitarbeiter aus Not nicht mehr auf den Arbeitsplatz angewiesen sind. Aus diesen Neuerungen entsteht dann der Wandel, der schließlich zu einer ganz neuen Gesellschaft führen wird, in der der Mensch dem nachgehen kann, was er gerne tut und was sein Herz ihm sagt.

Dadurch dass sich im Transformationsprozess beständig die Schwingung erhöht, verstärkt sich zunächst der Druck auf die alten Strukturen. Dies geschieht bereits, weshalb wir an der Arbeitsfront auch so viel scheinbares Chaos sehen. Alles ordnet sich gerade neu. Was an der Basis da ist, wird schlimmer, bis es sich entweder verändert oder kollabiert. So werden zu-erst die Arbeitsplätze wegfallen, die nicht mehr gebraucht werden, sei es nun wegen der Automatisierung oder durch die Verschlankung und Entbürokratisierung des Staates. Die Lockerung der Arbeitsstrukturen werden Firmen und Unternehmen mehr Spielraum geben – für Ideen und neue Wege. Aber dieser Übergang geht auch mit Arbeitskämpfen und Streiks einher, weil sich viele Menschen erst einmal dagegen wehren, was ihnen verlorengeht. Und das passiert auch gerade, zu sehen an den vielen Protesten und Arbeitsniederlegungen.

Unternehmen, deren Firmenpolitik auf Macht aufgebaut ist, werden ebenfalls zusammenbrechen, weil die Schwingungserhöhung diese Macht nicht mehr zulässt. Stattdessen werden Firmen, die mit Liebe arbeiten, Erfolg haben. Steht der Nutzen für die Erde und die Menschen im Vordergrund, und nicht der Profit, werden diese Unternehmen wachsen und gedeihen. Die Menschen werden statt in Bürozellen zu sitzen, im gleichwertigen Team zusammenarbeiten. Die Firmen und Handelsorganisationen der Zukunft beschäftigen so viele Menschen, wie es für die gradlinige Organisation ihres Unternehmens sinnvoll ist und verzichten auf künstliche Schnörkel und Arbeitsplätze, die nur Beiwerk sind. Der Chef der Zukunft wird seinen Mitarbeitern Lob und Anerkennung zukommen lassen, weil er weiß, wie wichtig es ist, die Beziehungen zu seinen Mitarbeitern zu pflegen. In späterer Zukunft fällt die Struktur der Hierarchie ganz weg und es werden keine Chefs mehr da sein. Es werden sich stattdessen Arbeitsgemeinschaften bilden, die gemeinsam leben und arbeiten. Die Grundhaltung wird immer die Liebe sein - die Liebe zur Erde, zu anderen, zur Familie und zum Beruf, den man ausübt.

Die Arbeit der Zukunft

Dadurch dass jeder Mensch eine Grundversorgung erhält, hört der Existenzkampf auf. Jeder Mensch wird sich dadurch, dass die Angst vor Existenzzusammenbruch nicht mehr auf ihm lastet, wieder innerlich frei entfalten können. Da mehr Raum für Kreativität und Selbstentfaltung da ist, wird jeder Mensch wieder zu seinem Potential finden und daraus eine Tätigkeit verwirklichen, die seiner Begabung entspricht. Hobbys im jetzigen Sinne wird es dann nicht mehr geben, weil die ganze berufliche Tätigkeit ein einziges „Hobby“ ist, da es Spaß macht, was man tut. Auch Müßiggang und Krankfeiern wird es dann nicht mehr geben, weil es keinen Grund mehr dafür gibt. Der Mensch wird mehr Freizeit haben, da er sich seine Zeit selber einteilt. Zeitdruck gibt es dann ebenfalls nicht mehr, sondern es existiert dann ein freier Rhythmus, mit dem man lebt. Das führt z.B. dazu, dass man zu der eigenen passenden Zeit erwacht, ohne aus dem Schlaf gerissen zu werden wie heute.

Später wird dann auch das Geld selber so gut wie unnötig und schafft sich irgendwann von selbst ab. Jeder Mensch verfügt selber über seine Zeit, geht einer Tätigkeit nach, die er gut kann und die er von Herzen macht, und jeder tauscht sein erworbenes Wissen und seine Waren gerne mit anderen aus. Durch diese Entwicklung wird auch das Besitzdenken abnehmen und das Miteinander-Teilen zur Selbstverständlichkeit. Man lebt in großen Gemeinschaften, in denen man sich selbst versorgt. Privatbesitz in Form von Grundstücken und Häusern gibt es dann vermutlich nicht mehr. Jeder Mensch verfügt über eine Unterkunft, aber nicht weil sie ihm gehört, sondern weil er das Haus oder die Wohnung pflegt. Er hat das Nutzungsrecht auf Lebenszeit und ebenso die Möglichkeit, seine Unterkunft zu wechseln, wenn er möchte. Die einzige Verpflichtung ist der Erhalt, die Verbesserung und die Pflege des ihm überlassenen Objekts. Später kommen weitere Technologien dazu. Darunter wird dann auch die der Freien Energie, der Raumenergie-Nutzung sein. Das vereinfacht die Grundversorgung eines jeden Menschen noch mehr.

Der Mensch der Zukunft wird sich sehr viel freier fühlen als der Mensch heute. So viele von uns sind noch gebunden an die alten Arbeitsstrukturen und auf die Seele drückende Hierarchien. Doch immer mehr Menschen spüren auch die jetzige Veränderung, die im Transformationsprozess dazu dient, dass wir uns zu uns selbst entwickeln. Und diese Veränderung hat bereits begonnen, denn die Idee der Grundversorgung – der erste Schritt in eine neue Zeit, was Arbeit und Wirtschaft betrifft – hat bereits Einzug in die Medien gehalten. Das Grundgehalt wird kommen und wird den alten Arbeitsbegriff ablösen.

S. Kreth, Quellen: „Der Lohn der Angst“, Wolf Lotter, Brandeins 7/05; „Wir sind dabei“, Editorial von Gabriele Fischer, Brandeins 7/05; „Der Aufstieg der Erde 2012 in die 5. Dimension“, Ute Kretschmar; „Die Zukunft der Arbeit“/WK; „Die zwölf göttlichen Strahlen und die Priester aus Atlantis“, Claire Avalon; „Der Photonenring“ , Sheldon Nidle/Virginia Essene; „Das Ende der Arbeit“, Jeremy Rifkin; Götz Werner, aus: www.jensidelberger.info (erschienen in LICHTSPRACHE Nr. 38, Febr. 2006)

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Um etwas zu verändern, sollte man nicht etwas Altes zerstören,

sondern etwas Neues schaffen, das das Alte überflüssig macht