Teil 1: Frühling

Als ich vor etwa einem Jahr einem Vortrag über Wildpflanzen von der Heilpraktikerin Tanja Michaela Meyer beiwohnte, erinnerte ich mich daran, dass ich in meinen beiden früheren Berufen als Reformhausfachberaterin und als Heilpraktikerin leidenschaftlich für das Thema Pflanzen gebrannt hatte. Ich hatte es geliebt, für mein Herbarium Pflanzen in freier Natur zu sammeln, zu bestimmen und in ein Album zu kleben. Genauso gerne las ich etwas über Kräuter und Heilpflanzen, hatte Bücher über altes Hexenwissen und Kräuterfrauen verschlungen. Auch die Homöopathie, deren Mittel ja teilweise aus Pflanzen gemacht werden, hatte ich gelernt und in  meiner Praxis angewendet. Doch all das war lange her, und ich hatte dieses alte Wissen fast vergessen. Nun flammte diese Leidenschaft erneut in mir auf und gab mir einen vagen Einblick in bereits bekanntes Gebiet, das ich nur so kurze Zeit betreten und zugunsten meiner jetzigen Tätigkeit wieder verlassen hatte. Tanja Michaela Meyer beendete ihren Vortrag damit, dass sie ihre Heilpflanzenschule vorstellte, die sie zusammen mit einer Kräuterfrau im norddeutschen Oldenburg betrieb. Sofort wurde ich hellhörig, sprach daraufhin mit ihr und erfuhr, dass nur noch drei Plätze bei der nächsten Ausbildung frei seien. Wieder zuhause überlegte ich, ob ich mir das leisten und gönnen durfte. Ich befand mich in einer Situation, in der ich wusste, dass die heutige Weltlage keine Zukunft hat, wenn man nicht umdachte und zu den Wurzeln, zum Natürlichen zurückkehrt, auch wenn dies jeder für sich machen muss. Ich wollte wieder zur Natürlichkeit zurück, wollte wissen, was ich mit Pflanzen alles machen kann und wie man möglicherweise mit Pflanzen überlebt, falls das jetzige System zusammenbricht. Als ich dann noch das Programm der Ausbildung bekam und sah, was mich alles an tollen Inhalten erwartete, musste ich nicht mehr lange überlegen. Kurzerhand meldete ich mich an. Ich hatte Glück, denn inzwischen war nur noch ein Platz frei – den ich dann bekam! Es sollte wohl so sein!

Die Ausbildung sollte eine Saison lang dauern, begann im Februar, wenn die ersten Triebe aus der Erde kommen, und ging bis Oktober, wenn die Erntezeit vorbei ist. Die Heilpflanzen-Schule „Terra Arcanum“ wird von Tanja Michaela Meyer und Angelika Michaelis betrieben und hat (zurzeit noch) keinen festen Sitz. Stattdessen wird der Unterricht an verschiedenen Orten abgehalten, ob es ein Wildpflanzenhof, eine Kulturgarten-Anlage oder ein Demeter-Hof ist. Es gibt zwei simultan laufende Lehrgänge. Der eine Kurs findet jeweils immer an den Wochenenden statt, der andere dienstags. Ich entschied mich für die Dienstagsgruppe und traf auf weitere 12 brennend an Kräutern und Heilpflanzen interessierte Frauen und einen Mann. In der Wochenend-Gruppe waren die Geschlechter genauso verteilt. Man hatte auch die Möglichkeit, Termine zu wechseln, falls man am Wochenende bzw. an einem Dienstag mal nicht konnte. Auf diese Weise lernte man ab und zu auch Teilnehmer aus der anderen Gruppe kennen. Und sogar eine Abonnentin der „Lichtsprache“ befand sich in meiner Gruppe!

1. Tag:

Smoothie, „Hirnwasser“ und Hustensaft

An unserem ersten Tag gab es erst einmal einen Kräuter-Smoothie, den Tanja uns in ihrem Revoblend, einer preisgünstigen Alternative zum Vitamix, mixte. Er bestand aus getrockneten Brennesseln, Gänseblümchen, Giersch und weiteren Frühlingskräutern, die zusammen mit Banane, Orange und Kiwi einen leckeren grünen Smoothie ergaben. Auch einen ersten Gang nach draußen machten wir, denn Kräuterwanderungen waren fester Bestandteil der Ausbildung. Gerade diese Praxisorientiertheit hatte mich zu dieser Ausbildung hingezogen, die es übrigens in der Form nur noch einmal in einer Heilpflanzen-Schule in Süddeutschland gibt und daher beinahe einzigartig ist. Auf dem Spaziergang durch einen kalten Februar-Tag stießen wir tatsächlich bereits auf winzige Triebe von Giersch, Spitzwegerich, Brennessel, Löwenzahn und andere Wildkräutern, an denen man sonst achtlos vorbeigeht, wenn man – vor allem im Winter – nichts von ihrer Anwesenheit ahnt. Während des Spazierens durch den Park erklärten Angelika und Tanja uns erste wichtige Eigenschaften der Pflanzen, die wir vorfanden. Auf diese Weise erfuhren wir, dass der Stinkende Storchschnabel eine wichtige Entgiftungspflanze ist oder dass der Nelkenwurz (auch Benediktenkraut genannt) hilft, Schwermetalle auszuleiten. Da wir die Kräuter auch pflückten und vor Ort probierten, stellten wir fest, dass letztere wie Nelke schmeckt oder dass das Klettenlabkraut vom Geschmack her den Erbsen ähnelt.

Natürlich durfte auch der theoretische Unterricht nicht fehlen, den vor allem Tanja abhielt, die viel Wissen aus ihrer Tätigkeit als Heilpraktikerin einbrachte, während das alte Kräuterwissen und Astrologie, Planeten- und Signaturenlehre eher die Domäne von Angelika ist. So lernten wir an unserem ersten Unterrichtstag, was es alles an Substanzträgern für Kräuter und Heilpflanzen gibt und was man demzufolge alles mit Kräutern machen kann. Dazu zählen unter anderem das Einlegen in Alkohol, um eine Tinktur herzustellen, das Einlegen in Öl, Essig, Zucker oder Salz – alles Stoffe, die konservierend wirken, und die Zubereitung als Tee-Aufguß, -Abkochung oder Mazerrat (Kaltauszug). Auch lernten wir die verschiedenen Pflanzenfamilien kennen: Liliengewächse, Doldenblütler, Korbblütler, Schmetterlingsblütler, Kreuzblütler, Rosengewächse, Lippenblütler usw. Wir erfuhren, wo der Unterschied zwischen Phytotherapie und Pflanzenheilkunde liegt – in der Sichtweise auf die Pflanze. Während die Wissenschaft die Heilpflanzen auseinandernimmt und ihre Bestandteile und Inhaltsstoffe monographiert, sieht ein wahrer Kräuterkundiger die ganze Pflanze und ihre Signatur.

Der Knoblauch stellte einen weiteren Schwerpunkt unseres ersten Unterrichtstages dar, denn mit ihm kann man nicht nur eine Darmkur machen und Parasiten austreiben, sondern auch das sogenannte „Hirnwasser“ herstellen, ein Alkoholgemisch aus Knoblauch, Kümmel, Wacholderbeeren und Rosinen, das für eine bessere Durchblutung und eine höhere Hirnleistung sorgt. Auch über den Bärlauch lernten wir etwas, den Bruder des Knoblauchs, den wir an einem anderen Unterrichtstag noch frisch ernten würden. Zuletzt setzten wir noch das „Hirnwasser“ an und stellten einen Hustensaft aus Zwiebeln und Rohrohrzucker her (Rezept in „Lichtsprache“ Nr. 86, Seite 58).

Nach diesem ersten Tag legte ich mir gleich zwei Dinge zu: den Revoblend, den ich jedem empfehlen kann, denn mit ihm zerkleinert man wirklich viel besser als mit einem herkömmlichen Mixer, und ein Keramikmesser, denn Pflanzen sollte man nur mit Keramikmessern schneiden. Hier besorgte ich mir gleich ein Taschen-Keramikmesser, das ich bei mir führe, wenn ich auf Kräuterwanderung gehe – etwas, das ich in diesem Sommer häufiger gemacht habe. Und immer kam ich mit einem oder zwei Beuteln Kräutern wieder, die ich für den Smoothie oder für Tinkturen verwenden oder trocknen konnte. Für letzteren Fall bestellte ich mir im Laufe der Ausbildung ein Trocknungsgerät, den „Dörrex“ – ein Muss, wenn man mit Kräutern arbeiten will.

Nebenbei erfährt man von den beiden kräuterkundigen Frauen Rezepte – z.B. für Gundermann-Pralinen – oder Tipps, die man nirgendwo nachlesen kann. Nach dem ersten Unterrichtstag war ich hellauf begeistert.

 

Der gesamte Artikel findet sich in LICHTSPRACHE Nr. 88, Teil 2 in LICHTSPRACHE Nr. 89 und Teil 3 in Nr. 90.

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Um etwas zu verändern, sollte man nicht etwas Altes zerstören,

sondern etwas Neues schaffen, das das Alte überflüssig macht